Hallo Studis,

schön, dass Du neugierig bist! 🙂

Wir sind Marcello und Can aus der Projektwerkstatt „Democracy Next Level auf der nachhaltigen Mierendorff-INSEL“, 

und gemeinsam mit Studierenden der TU Berlin testen wir auf der „INSEL“ neue Formate der Kommunikation und Partizipation aus.

Melde dich hier bei ISIS an.

Unser Ziel

Dafür möchten wir mit Akteur:innen aus der Nachbarschaft ins Gespräch kommen, die lokalen Probleme verstehen und partizipative Formate entwickeln, um mehr Demokratie auf die INSEL zu bringen.

Das Besondere

Unsere Formate werden durch ein interaktives Displaynetzwerk ergänzt, das hinter den Schaufenstern von Gewerbetreibenden aufgestellt wird. So können wir nicht nur sicherstellen, dass unsere Formate Aufmerksamkeit erhalten, sondern auch kreative Interaktionsangebote konzipieren. Damit werden wir die erste hybride Nachbarschaftsplattform, die dauerhaft mit einem öffentlichen Displaynetzwerk verbunden ist.

Warum Democracy Next Level?

Im Zeitalter des Internets ist eine Frage essentiell für unsere Demokratie: Wer entscheidet, was auf Deinem Display läuft? Mit unseren Formaten wollen wir diese Frage aufgreifen und die Steuerung der öffentlichen Displays, Level für Level, demokratisieren. Dabei hat unsere behutsame Implementierungsstrategie das Modell der Öffentlich-Rechtlichen zum Vorbild. Nach diesem Prinzip soll ein demokratisches Kommunikationsinstrument mit der Nachbarschaft entwickelt werden, um eine Selbstorganisation der INSEL-Bewohner:innen zu unterstützen. 

Mitmachen

Hast Du Fragen zu unserer Projektwerkstatt?

Und hast du Themen, die deiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft erhalten sollten? Oder möchtest du mit uns ein Projekt umsetzen?

Dann schreibe uns eine Mail an: info@democracynextlevel.com oder rufe direkt durch: 01578 10 51 651.

Wir suchen nach INSEL-Retter:innen, und mit ihnen nach besonderen Orten auf der INSEL, um gemeinsam nachhaltige Projekte umzusetzen 🙂

Unser Demokratieverständnis

Demokratie ist eine Methode gesellschaftlicher Entscheidungsfindung. Unter demokratischer Entscheidungsfindung verstehen wir einen strukturierten Kommunikationsprozess, in dem alle mündigen Mitglieder einer Gesellschaft, unabhängig von Einkommen, Abstammung, Geschlecht, Sexualität, Religion etc. gleichberechtigt partizipieren dürfen und am Ende die Mehrheit über die gültigen Regeln in der Gesellschaft entscheidet. Ein Verständnis, das in der Demokratietheorie auf die Souveränität des Individuums zurückgeführt wird und auf den Werten der Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen beruht.

Autoritäre und feudalistische Staatsformen sind das Gegenmodell dazu. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass die Entscheidungsgewalt an einzelne Mitglieder der Gesellschaft vererbt oder zugeteilt wird. Diese Staatsformen basieren auf dem Verständnis, dass einige Menschen eine besondere Begabung oder Eigenart in sich tragen, die sie durch Gott, der Natur oder sonstigen Gründen erhalten haben und dadurch ein größeres Entscheidungsrecht besitzen, das sie entsprechend einsetzen können.

Das Problem

Die Distanz zwischen den Bewohner:innen untereinander und zu den Repräsentant:innen ist in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend gewachsen. Viele kennen nicht einmal mehr die Namen der lokalen Repräsentant:innen, die sie gewählt haben oder wie der lokale Gesetzgebungsprozess abläuft. Kaum jemand kennt Partizipationsrechte, die über die Bezirks-, Landes- und Bundestagswahlen hinaus gehen und selbst diese Partizipationsmöglichkeiten nehmen immer weniger wahr.

Außerdem wissen die Bürger:innen nun durch Responsivitätsstudien und auch die Bundesregierung griff dies im 5. Armuts- und Reichtumsbericht auf, dass die Repräsentant:innen bei abweichender Meinung zwischen den Interessen der Mehrheit gegenüber den Wirtschaftsinteressen, die in der Minderheiten sind, systematisch zugunsten der Wirtschaftsinteressen entscheiden.

Daneben lässt sich eine weitere schwierige Entwicklung wahrnehmen: die wachsende Intoleranz in der Kommunikation mit Andersdenkenden. Dabei ist der Dialog zentral in der Demokratie. Hate Speech und ein generelles Absinken der demokratischen Streitkultur führen zu steigenden Spannungen in der Gesellschaft, die wiederum die Demokratie gefährden. Auf diesem Weg ist eine gesellschaftliche und politische Unfähigkeit, demokratische Entscheidungen zu treffen, nicht weit entfernt.

Problemursache

Gründe für die oben genannten Tendenzen werden von Harvard Professor Lawrence Lessig in seinem Vortrag “How the Net destroyed democracy” beschrieben. Dort geht er auf die Auswirkungen der Transformation von Rundfunk-Kommunikation im 20. Jahrhundert hin zur Internet-Kommunikation des 21. Jahrhunderts, ein. Diese hat vor allem drei Konsequenzen in Hinblick auf die gesellschaftliche Kommunikation:

1.     Durch das Internet wurde die digitale One-to-Many-Kommunikation des Rundfunks für alle Bürger:innen möglich (Entmonopolisierung der Nachrichtenbranche). Daher gibt es heute nicht mehr nur eine Handvoll Rundfunksender, die unter strengen journalistischen Auflagen die breite Gesellschaft informieren, sondern jede:r kann Verbreiter von Informationen sein, die allerdings ohne die Überprüfung durch journalistische Auflagen oft falsch sein können. Daher haben wir es mit dem Phänomen der Fake News zu tun.

2.     Durch das Internet wurde die digitale One-to-Many-Kommunikation des Rundfunks durch eine Many-to-One-Feedback-Kommunikation erweitert. Zuhörer:innen und Zuschauer:innen sind heute nicht mehr nur passive Konsumenten, sondern können durch Kommentare, Likes etc. in Echtzeit Feedback an die Sender zurückgeben (“User participation”).

3.     Durch das Internet wurde die digitale One-to-Many Kommunikation des Rundfunks ebenso durch eine digitale Many-to-Many-Kommunikation ergänzt. Zuhörer:innen und Zuschauer:innen sind ebenso wie die Sender auf sozialen Plattformen vernetzt. Dort können sie, wie jeder User, Nachrichten und Informationen im globalen Netzwerk senden, empfangen und weiterleiten. Das hat wiederum Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung.

Diese drei Neuerungen stellen die Demokratie vor große Herausforderungen und ermöglichen grundlegend neue Organisationsmöglichkeiten demokratischer Kommunikations- und Partizipationsprozesse. Aber durch eine strategische Überflutung mit Falschinformationen durch falsche und anonyme Identitäten wird der gesellschaftliche Meinungs- und Willensbildungsprozess aus dem In- und Ausland massiv beeinflusst und manipuliert. So entsteht im digitalen Raum eine neue Kommunikationsumgebung und eine neue Kommunikationskultur, die dringend reguliert werden muss. Wer und wie das Internet reguliert wird, sind dabei entscheidende Fragen.

Lösungsansatz:

Mit unserer Projektwerkstatt bringen wir folgende Frage auf die INSEL: „Wer entscheidet, was auf Deinem Display läuft?“. Dafür werden wir ein öffentliches Displaynetzwerk aufstellen. Dieses soll zunächst von den Studierenden der TU bespielt werden, um mit kreativen Projekten das demokratische und partizipative Denken und Handeln anzuregen. Mit den gesammelten Erfahrungen soll die Steuerung der öffentlichen Displays, Level für Level, demokratisiert werden. Dabei hat unsere behutsame Implementierungsstrategie das Modell der Öffentlich-Rechtlichen zum Vorbild. Auf diesem Weg soll partizipativ mit der Nachbarschaft eine hybride Plattform entwickelt werden, die einen strukturierten Many-to-One-Kommunikationsprozess zur demokratischen Selbstorganisation der INSEL-Bewohner:innen ermöglichen soll.

Für die Entwicklung der Nachbarschaftsplattform orientieren wir uns an folgenden 12 Kriterien, die u.a. von Prof. Arun Sundararajan im World Economic Forum als Blueprint für die zukünftige Gestaltung von Internet-Plattformen vorgestellt wurden.

1.     Öffentlich-Rechtliche-Eigentumsstruktur

2.     Transparenter Code

3.     Transparente Auswahl der Content-Moderation 

4.     Anlaufstelle für Beschwerdeverfahren

5.     Ausgeglichene Content-Kommentierung von Expert:innen 

6.     Integrierte Mediationsangebote

7.     Accountverifizierung

8.     Souveränität von persönlichen Daten

9.     Profitmöglichkeiten der Nutzer:innen durch ihre persönlichen Daten 

10.  Interoperationalität mit anderen Plattformen

11.  Partizipationsstrukturen für die gemeinsame Weiterentwicklung der Plattform 

12.  Digital-demokratische Many-to-One-Kommunikationsangebote

Wenn Du noch mehr Fragen hast oder uns kennenlernen möchtest, dann schreib uns gerne und komm zu einer unserer Veranstaltungen vorbei.

Nachhaltige Mierendorff-INSEL 2030

Let’s make it happen!